Gitarren-Pickup selbst gemacht
Wenn man seine
Gitarre klanglich aufwerten möchte und neue Tonabnehmer kauft,
weiß man leider erst wie sie klingen, wenn sie eingebaut sind.
Zudem sind gute Pickup's meist recht teuer.
Ich habe mich darum intensiver mit der Tonabnehmertechnik beschäftigt,
viel experimentiert und schließlich eigene PU's gebaut - und die
Ergebnisse können
sich hören lassen ;-)
Ich möchte auch davor warnen irgendwelchen Voodoo Cult um Pickup's zu
verfallen.
Es gibt kaum ein simpleres Gerät als einen Tonabnehmer. Und Märchen vom
Vintagesound, Alnicosound usw.. sollte man wirklich nicht zu viel
Beachtung schenken.
Auch Ohm-Angaben bringen uns beim Kauf nichts, da wir oft nicht wissen,
welcher Drahtdurchmesser verwendet wird.
Hier möchte ich dokumentieren wie leicht es
ist, mit einfachen Mitteln einen durchaus hochwertigen
Gitarren-Tonabnehmer zu bauen.
Der Selbstbau hat viele Vorteile, so kann man z.B. den Klang selber
bestimmen und natürlich auch die Geldbörse schonen.
Ich zeige es am Beispiel eines Singlecoil, selbstgebaute Humbucker
lassen sich aber genauso realisieren.
Ich möchte an dieser Stelle auf einige Publikationen hinweisen, die
sehr viel Hintergrundwissen über Tonabnehmer und deren
"Soundgeheimnisse" verraten. Es ist auf jeden Fall von Vorteil, wenn
man sich etwas in der Pickup-Theorie auskennt:
http://www.gitarrenelektronik.de/ - Infos zur
Gitarrenelektronik und Pickups
http://www.guitar-letter.de/ - viele Wissenswertes
über Pickups
So, jetzt geht's los!
Benötigt wird:
Alnico Magnete 5x20mm - Andere Größen haben sich (für mich) als ungeeignet erwiesen
Vulkanfiber Platte - Alternativ kann man auch z.B. Hartpapier Montageplatten benutzen, Vulkanfieber ist aber definitiv das beste Material.
Kupferlackdraht 0,063er
Bohrmaschine
Schleifmaschine (oder Schleifpapier, Raspel, Feile.....)
Plattenspieler
Doppelseitiges Klebeband
Lötkolben und Lötdraht
Am Anfang steht das Ausmessen, schließlich soll
der Pickup auch in die Gitarre passen.
Zu achten ist hier besonders auf den Abstand der Magnete zueinander
(analog Saitenabstand).
Ich habe mir zu diesem Zweck eine Vorlage erstellt, die ich dann
ausdrucken kann.
Übrigens, natürlich kann man auch einfach einen Pickup Bausatz oder
zumindest Bobbins fertig kaufen ;-)
Der Ausdruck wird dann mit doppelseitigem
Klebeband auf eine Vulkanfiberplatte geklebt.
Danach wird der Spulenkörper-Rohling mit einer kleinen Säge entlang der
Markierung ausgesägt.
Die Löcher für die Schrauben und Magnete werden
mit einem Akkubohrer an den markierten Stellen gebohrt.
Der Feischliff wird dann mit einer
Schleifmaschine gemacht. Einfaches Schleifpapier geht auch, dauert nur
länger.
Wenn der Rohling fertig ist, wird die
aufgeklebte Papiervorlage entfernt
Jetzt werden die Alnico Stabmagnete eingesetzt.
Die Magnete müssen alle in die selbe Richtung zeigen. Da sich die
Magnete leicht selbstständig machen, klebe ich sie lieber ein.
Der fertige Wickelkörper:
Der nächste Schritt ist die Wicklung der Spule.
Hierzu eignet sich bei Alnico Magneten meiner Ansicht nach 0,063er
Kupferlackdraht am besten.
Für die Wicklung haben sich für mich zwei
Methoden als "gut" bewährt.
1. Wicklung mittels Schalplattenspieler und
Topf - ja ich weiß wie sich das anhört ;-)
2. Wicklung mittels Akkuschrauber oder Bohrmaschine als Wickelmaschine.
Methode 1:
Die Drahtspule habe ich auf einen
Mikrofonständer gesteckt.
Als Wickelmaschine benutze ich einen Schallplattenspieler. Ich lege eine Schüssel kopfüber auf den Schallplattenteller und befestige den Spulenkörper mit einem Magnet oder mit doppelseitigem Klebeband auf der Schüssel.
in folgendem kurzen Video habe ich versucht diese Methode zu veranschaulichen:
Der Draht kann mit der Hand geführt werden oder man justiert Höhe und
Winkel der Drahtrolle so, dass sich der Draht beim Abwickeln genau
passend zur Höhe des Tonabnehmer-Wickelkörpers bewegt. In jeden Fall
sollte der Draht gleichmäßig auf den Wickelkörper gewickelt werden.
Wenn man weiß, wie viele Wicklungen man machen möchte, dann kann man sich leicht ausrechnen, wie lange der Plattenspieler drehen muss (bei 33 oder 45 Umdrehungen die Minute). Ein Zählwerk ist darum eigentlich nicht nötig, lässt sich aber mit einem Taschenrechner und einem Reedschalter auch realisieren.
Methode 2:
Man kann natürlich z.B. auch eine Bohrmaschine oder eine Akkuschrauber als "Wickelmaschine" benutzen!
Die Idee mit dem Plattenspieler hatte ich halt mal ausprobiert und für den seltenen Einsatz praktikabel befunden.
Hier habe ich mal ein paar Infos im Netz
gefunden, die man als Ausgangspunkt benutzen kann.
Für die Richtigkeit dieser Aufstellung kann ich allerdings keine
Garantie geben.
50s & early 60s Strat |
Late 60s & 70s Strat |
50s Tele Bridge |
50s Tele Neck |
|
Turns |
7900-8350 |
7600-7700 |
8000-9200 |
7800-8000 |
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Wire gauge |
42 Formvar or plain enamel |
42 plain enamel or poly-nylon |
42 plain enamel |
43 plain enamel |
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||||
Wind direction/ |
Clockwise/ |
Clockwise/ |
Counterclockwise/ |
Counterclockwise/ |
arm |
left winding arm |
left winding arm |
right winding arm |
right winding arm |
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Magnet/ polarity |
Alnico V/ south |
Alnico V/ south |
Alnico V/ south |
Alnico V/ south |
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Start |
Black ground |
Black ground |
Black ground |
Black ground |
Finish |
White hot |
White hot |
White (or yellow) hot |
White hot |
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Notes |
Hand wound with staggered pole-pieces, wax potted. 1954-1957 were typically north polarity. |
Machine wound with staggered pole-pieces. Eventually went to flat pole-pieces sometime in the 70s. Wax or lacquer potted, and some may not be potted at all. |
Hand wound, early 50s had flush pole-pieces, late 50s had raised D and A poles, and 60s have staggered pole-pieces, wax potted. Copper plated steel baseplate. 1950-1951 were typically north polarity. |
Machine wound with staggered pole-pieces. Eventually went to flat pole-pieces sometime in the 70s. Wax or lacquer potted, and some may not be potted at all. |
Wenn die Spule fertig gewickelt ist, wird das
Anschlusskabel angelötet.
Da der Kupferlackdraht sehr dünn ist, kann hier schnell was schief
gehen.
Man muss darauf achten, dass der Kupferdraht während des Lötens und
auch danach nicht reißt. Ich empfehle daher erstmal ein paar Lötübungen
:-)
Ich benutze keine Eyelets (kleine Nieten)
sondern kleine Schrauben, an die ich den Draht befestige. Daran lässt
sich die Verbindung zum Anschlusskabel leichter und stabiler verlöten.
Jetzt überprüfe ich mit einem Messgerät den Ohm
wert. So kann ich sehen, ob die Spule und die Lötstellen OK sind.
Abschließend wird der Pickup für einige Minuten
in ein Wachsbad getaucht.
Das kann Kerzenwachs, Bienenwachs oder eine Mischung sein.
Der PU wird nur gewachst, damit die Spule fest sitzt und der PU nicht so schnell pfeift. Klanglich macht es keinen Unterschied.
Der Pickup kann jetzt eingebaut und getestet werden.
Natürlich kann man auch einfach einen günstigen oder defekten Pickup als Grundlage für eine Neuwicklung nehmen!
Bevor Ihr einen günstigen dünn klingenden
Pickup mit Ferritbalkenmagnet (z.B. aus einer Einsteigergitarre)
wegwerft und Euch in Unkosten stürzt, probiert mal folgendes:
Einfach den originalen Draht entfernen, und für den Bridgepickup ca.
800m bis 1100m (ca. 18-20g) 0,05er Kupferlackdraht (gibt's bei Conrad)
um den Spulenkörper wickeln. Das Ergebnis dürfte ein deutlich wärmerer
Sound sein. Für den Neck sollte es etwas weniger sein.
Auf diese Art habe ich einige meiner Gitarren "aufgewertet".
ODER: Den Draht, den Magnet und die Metallstifte vom Spulenkörper
entfernen und den Plastik Spulenkörper als Basis für einen neuen PU
nehmen. Hier braucht man nur noch Magnet in die Löcher zu stecken und
den Draht zu wickeln.
Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass ein Tonabnehmer nur den vorhandenen Eigenklang der Gitarre abnehmen und verformen kann. Wenn die Gitarre also von sich aus schlecht klingt, dann kann ein guter Pickup daraus auch keinen Customshop-Sound herausholen. Es ist aber durchaus möglich den Pickup einigermaßen an die Stärken bzw. Schwächen der Gitarre anzupassen.
Experimentiert einfach ein wenig mit mehr oder weniger Windungen ;-)